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Supinationstrauma 

Einmal umgeknickt – und das Sprunggelenk fühlt sich nicht mehr sicher an.


Das Supinationstrauma ist eine der häufigsten Verletzungen beim Sport und im Alltag. Meist sind die Außenbänder betroffen, begleitet von Schwellung, Schmerz und einem wackligen Gefühl beim Auftreten.

Diese Seite hilft dir dabei, zu verstehen, was in deinem Körper passiert – und was du konkret tun kannst, um wieder Stabilität, Kontrolle und Vertrauen aufzubauen.

Von der Akutversorgung bis zur gezielten Reha: Du findest hier eine strukturierte Orientierung für deine Selbsthilfe – fundiert, praktisch und gut nachvollziehbar.



 Was passiert im Körper?


Beim Umknicken wird der äußere Bereich des Sprunggelenks plötzlich überlastet. Meist sind dabei die Außenbänder betroffen – insbesondere das vordere Außenband (Ligamentum talofibulare anterius).

Häufig reißt oder überdehnt sich nicht nur das Band selbst, sondern auch angrenzende Strukturen wie die Gelenkkapsel, umliegende Faszien, kleine Gefäße und sensorische Nervenendigungen. Das erklärt, warum die Verletzung oft mit Schwellung, Druckschmerz und Bewegungseinschränkung einhergeht.


Was viele nicht wissen: Bänder dienen nicht nur der Stabilität – sie sind hochspezialisierte Informationsgeber. Über feine Rezeptoren melden sie dem Nervensystem, wie die Spannung im Gelenk ist, wo sich der Fuß im Raum befindet und ob Korrekturen nötig sind.

Wird ein Band verletzt, betrifft das also nicht nur die Struktur – sondern auch die Kommunikation im sensomotorischen System. Das kann zu einem unsicheren Gefühl beim Auftreten, verzögerter Muskelaktivierung oder sogar weiteren Umknickverletzungen führen, wenn keine gezielte Reha erfolgt.


🟦 Merksatz:

Verletzte Bänder verlieren nicht nur Halt – sie verlieren Verbindung.


Auch wenn die Schmerzen nach einigen Tagen oder Wochen verschwinden, ist die Verletzung oft noch nicht „abgeschlossen“. Das Nervensystem hat sich in der Zwischenzeit auf eine neue Situation eingestellt: vielleicht mit weniger Vertrauen ins Gelenk, einer veränderten Fußstellung, oder Mehrarbeit in Knie, Hüfte oder Rücken.


Der Körper beginnt zu kompensieren – manchmal unbemerkt. Und genau hier beginnt ein Kreislauf: Weniger Stabilität ➝ mehr Schutzspannung ➝ weniger Bewegung ➝ noch mehr Unsicherheit.


Diese Anpassungen sind nicht „falsch“ – sie sind clever. Aber sie brauchen gezielte Impulse, damit das System wieder zurückfindet in eine funktionelle, belastbare Bewegung.



🕊️ PEACE & LOVE – was heißt das eigentlich?


Nach einem Umknicktrauma geht es nicht nur darum, die Verletzung zu „schonen“.

Das moderne Prinzip PEACE & LOVE zeigt, wie man den Heilungsprozess aktiv unterstützt:

  • PEACE steht für die ersten Tage: Schützen, hochlagern, auf unnötige Medikamente verzichten, leichte Kompression nutzen und verstehen, dass Schmerz nicht automatisch Schaden bedeutet.

  • LOVE setzt danach an: Früh wieder belasten, Vertrauen in den Körper stärken, die Durchblutung mit Bewegung fördern und mit gezielten Übungen Stabilität aufbauen.

So entsteht ein klarer Fahrplan: erst beruhigen – dann gezielt aktivieren.



Von der Akutphase zur Rehabilitation


Sobald die erste Schwellung abnimmt und die akuten Schmerzen kontrollierbar sind, beginnt der wichtigste Teil der Heilung: die aktive Rehabilitation.

Ein Supinationstrauma heilt nicht allein durch Zeit.

Damit dein Sprunggelenk wieder stabil, belastbar und vertrauenswürdig wird, braucht es gezielte Reize in den richtigen Schritten.

Deshalb orientiert sich der Rehaplan nicht starr an Kalendertagen, sondern an klaren Kriterien:

  • Was ist schon wieder möglich?

  • Wo fühlt sich der Fuß noch unsicher an?

  • Wie reagiert er auf Belastung?

Auf dieser Grundlage gliedern wir die Reha in drei Phasen – von der frühen Mobilisation bis hin zur Rückkehr in Sport und Alltag.



🟧 Phase 1: Frühfunktionell – Dein Tagesplan

Wann? Sobald Gehen wieder möglich ist, ohne dass Schmerz oder Schwellung deutlich zunehmen.

Ziel: Bewegung zurückholen, Gewebe beruhigen, Vertrauen aufbauen.


🗓️ Beispiel-Tagesstruktur


Morgens

  • Mobilisation (5 min): Fuß im Sitzen langsam 10–15× kreisen, in alle Richtungen bewegen, Zehen bewusst auf- und abspreizen.

  • „Kurzer Fuß“ (5×): Stelle den Fuß flach auf den Boden. Ziehe die Zehen sanft Richtung Ferse, sodass das Fußgewölbe sichtbar anhebt. Wichtig: Die Zehen bleiben am Boden, es geht nur um das Gewölbe.

  • Einbeinstand am Waschbecken (3× 15 Sek.): Stelle dich auf das betroffene Bein, beuge es leicht an und halte dich ggf. leicht fest. Achte darauf, dass Knie und Hüfte nicht nach innen kippen.

  • Optional: Barfußgehen (5 min) in der Wohnung auf ebenem Untergrund.

Vormittags

  • Mobilisation (5min): 

  • Mini-Spaziergang (5 min): auf ebenem Untergrund, klein und bewusst auftreten.

  • Fuß hochlagern (20min): auf Stuhl oder Sofa, damit Flüssigkeit besser abfließt.

Mittags

  • Spaziergang (5–10 min): flach, gleichmäßig, bewusst abrollen.

  • „Kurzer Fuß“ im Stehen (2× 10): gleiche Übung wie morgens, jetzt im Stand – das Gewölbe soll tragen, nicht die Zehen.

  • Einbeinstand (3× 15 Sek.): 

Nachmittags

  • Alphabet malen (5 min): Im Sitzen den Fuß „locker in der Luft“ das ABC schreiben lassen. Fördert Beweglichkeit und Durchblutung.

  • Peroneus-Training mit Theraband (2× 10): Band um den Vorfuß legen, nach außen gegen Widerstand drücken. Langsam und kontrolliert.

  • Barfuß-Stand (5 min): auf Teppich oder Matte barfuß stehen, Gewicht leicht verlagern, Gewölbe bewusst halten.

Abends

  • Spaziergang (10–15 min): schmerzgeführt, gleichmäßige Schritte.

  • „Kurzer Fuß“ (3× 15): erneut aktivieren, diesmal auch mit leichter Belastung im Stehen.

  • Einbeinstand beim Zähneputzen (3× 20 Sek.): Alltagsintegration – Balance im Tagesablauf fest verankern.

  • Fuß hochlagern (20 min) zum Abschluss.

 Noch nicht in Phase 1

  • Joggen, Springen, Richtungswechsel

  • längere Belastung auf unebenem Boden

  • „Durchbeißen“, wenn Schmerz/Schwellung zunimmt

🟦 Merksatz

Heilung braucht Reiz, aber keine Gewalt: lieber häufig kleine Übungen als eine große Belastung.



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